Entscheidungsunterstützungssystem

EUS - wozu und für wen?

Für Krankheitserreger mit niedriger Infektionsdosis – wie z.B. einige Viren – kann eine Belastung des Trinkwassers anhand von Untersuchungen am Ausgang des Wasserwerks nicht ermittelt werden, denn als theoretisches Qualitätsziel für Viren im Trinkwasser gelten so geringe Konzentrationen, dass man zum Beleg seiner Einhaltung ihr Nicht-Vorkommen in mehreren Kubikmetern Wasser nachweisen müsste. Der einzige Weg um sicherzustellen, dass solch geringe Konzentrationen eingehalten werden, ist zu ermitteln, in welcher Konzentration diese Erreger im Rohwasser maximal zu erwarten sind und zu bewerten, ob die Barrieren zwischen Roh- und Reinwasser ausreichen, um die als Qualitätsziel tolerierte Konzentration einzuhalten (siehe hierzu auch [1] ).

Hierzu dient dieses Entscheidungsunterstützungssystem (EUS). Es ist insbesondere für Wasserversorger und/oder Aufsichtsbehörden konzipiert, die die Sicherheit einer bestimmten Trinkwasserversorgung gegen einen Virendurchbruch ins abgegebene Trinkwasser prüfen wollen, insbesondere im Hinblick auf eine vorhandene oder ggf. einzurichtende Sedimentpassage.

Für die Sedimentpassage – d.h. die Filtration durch das Ufer oder wassergesättigte Bodenbereiche – gibt der Baustein “Elimination Uferfiltration” ein Modell für eine erste Schätzung der Leistungsfähigkeit der Sedimentpassage beim Rückhalt von Viren anhand ausgewählter Kenngrößen. Die Leistungsfähigkeit wird angegeben als Logstufen Elimination pro Meter Fließstrecke im Sediment. Mit diesem Ergebnis können Sie aus der maximal zu erwartenden Virenkonzentration im Gewässer und der Länge der Sedimentpassage berechnen, welche theoretische Virenkonzentration nach der Sedimentpassage im Wasser vorhanden ist. Durch den Vergleich mit dem für das Trinkwasser angestrebten theoretischen Qualitätsziel wird ersichtlich, ob die Sedimentpassage als Aufbereitungsschritt ausreichend ist, oder ob weitere technische Aufbereitungsschritte notwendig sind. Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit technischer Verfahren der Trinkwasserauf- bereitung finden Sie hier einige Hinweise (ein entsprechendes Modell wird ggf. zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt).

Wichtige Grundlage für eine solche System- und Risikobewertung sind gute Kenntnisse des Gewässers, seines Einzugsgebietes, möglicher Belastungsquellen und der vorhandenen Maßnahmen, um Einträge von Krankheitserregern aus menschlichen Fäkalien zu minimieren. Darauf aufbauend können erforderlichenfalls Maßnahmen zur Minimierung der Einträge ergriffen oder verbessert werden. Falls das Ergebnis der Bewertung ist, dass die vorhandenen Maßnahmen ausreichen, unterstützt diese systematische Systembewertung Sie darin, die Maßnahmen weiterhin verlässlich zu betreiben sowie die Sicherheit des Systems zu belegen.

Wichtig ist: Das Entscheidungs-Unterstützungs-System (EUS) trifft keine Entscheidung für Sie – es hilft Ihnen nur bei der Entwicklung von Bausteinen für Ihre eigenen Bewertungen!
Ihre Vorschläge und Rückmeldungen, insbesondere über Praktikabilität des EUS und Plausibilität der Ergebnisse, sind uns sehr willkommen – bitte senden Sie diese an: info@viren-im-wasser.de.

[1]

Umweltbundesamt (2014). Vorgehen zur quantitativen Risikobewertung mikrobiologischer Befunde im Rohwasser sowie Konsequenzen für den Schutz des Einzugsgebietes und für die Wasseraufbereitung. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz, 57(10), 1224-1230.